Panels zur Religionsästhetik auf der DVRW-Tagung (3.-6.9.2019)

Auf der Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft (DVRW) vom 3. bis zum 6. September 2019 unter dem Titel „Konzeptualisierungen von Religion“ in Hannover werden zwei Panels zur Religionsästhetik stattfinden:

  • Mi, 4.9.2019: 14:15 Uhr, Raum B 305: Ästhetik der Emotionen
  • Mi, 4.9.2019: 16:15-17:45, Raum B 305: Aesthetics. Materiality. Cognition.-Where should we go in conceptualisng religion?

Die Ästhetik der Emotionen—Ein neuer Blick auf rituelle Praktiken aus religionsästhetischer Perspektive

Chairs: Esther-Maria Guggenmos (esther-maria.guggenmos@fau.de) und Jens Kreinath (Jens.Kreinath@wichita.edu)

Respondentin: Brigitte Luchesi (luchesibrigitte@aol.com)

Religion, Ritual und Emotion waren seit Beginn der Religionswissenschaft als Fachdisziplin oft eng und nicht immer auf das Glücklichste miteinander verknüpft. Religionsdefinitionen, die auf den Emotionen und Erfahrungen der Gläubigen gründen (William James, R.R. Marett, Rudolf Otto), sind wissenschaftlich genauso schwierig operationalisierbar und haltbar wie Ritualdefinitionen, die mit dem Ausdruck von Emotion als einem der entscheidenden Kriterien gefasst werden (Renato Rosaldo, Frédérique Apffel Marglin, Robert McCauley). Dass Emotionen in Ritualen von Bedeutung sind, Rituale zum Beispiel emotionale Distanz schaffen können (Thomas J. Scheff) oder Emotionen kommunizieren und leiten können (Dorothea Lüddeckens), steht außer Frage. Um die Möglichkeiten der Beschreibung der Rolle von Emotionen in Ritualen soll es in diesem Panel gehen, und die Religionsästhetik mit ihrem Fokus auf dem sinnlich Wahrnehmbaren ist hierbei leitend. Der Schwerpunkt dabei liegt darauf, wie Emotionen im Kontext von religiösem Diskurs und ritueller Praxis ästhetisch kodiert und im Netzwerk sozialer Beziehungen sinnlich wahrgenommen und kommuniziert werden können. Ziel dieses Panels ist es, anhand von drei Fallstudien den Zusammenhang von Ritual und Emotion auf Grundlage von neuen ethnographischen Daten und theoretischen  Ansätzen religionsästhetisch zu fassen (Lila Abu-Lughod, Tanya Luhrmann, Birgit Meyer). Die traumatische Erfahrung der armenischen Widerstandskämpfer vom Musa Dagh  wird nahezu ausschließlich im rituellen Tanz erinnert und für die Gemeinschaft der Nachfahren erfahrbar gemacht. Emotionale Intensität ist kennzeichnend im Umgang mit einer hinduistischen Göttin in Uttarakhand/Indien, wie dies insbesondere während der Feierlichkeiten in ihrem Namen deutlich wird. Die emotionale Involviertheit in ein chinesisch-buddhistisches Ritual wandelt sich grundlegend in einem urban-pluralen Umfeld, wie anhand der Gegenwartspraxis eines frühmittelalterlichen Würfelrituals gezeigt wird. Der religionsästhetisch geleitete Blick auf die Rolle von Emotion in Ritualen bewahrt vor einem Rückfall in überwundene Narrative. Wohin er darüber hinaus führen kann, das wollen wir in diesem Panel diskutieren.

Vorträge:

  • Der Tanz der Überlebenden: Zur Ästhetik verkörperlichter Passion in rituellen Erinnerungstänzen armenischer Christen vom Musa Dagh (Jens Kreinath)
  • Religiöse Gefühle, ihre Verkörperung und Vermittelbarkeit. Fragen aus der ästhetischen Forschung zu einer Hindu-Göttin (Gerrit Lange)
  • Bitterer Ernst oder unterhaltsames Ausloten von Handlungsoptionen? Emotion und Emodities in einem gegenwärtigen chinesisch-buddhistischen Ritual (Esther-Maria Guggenmos)

Aesthetics. Materiality. Cognition. — Where should we go in conceptualising religion?

Convenor: Anne Koch, Private University of Education, Diocese Linz
Co-convenor: Esther-Maria Guggenmos, University of Erlangen FAU

The aim of this panel is to invite new collaborations and ideas to the DVRW working group “Aesthetics of Religion”. After several years of intense publication activity, exchange with ongoing projects may lead to new projects and synergies. After a brief introduction to the new Bloomsbury Handbook of Cognitive and Cultural Aesthetics of Religion (Katharina Wilkens & Anne Koch), Mareike Smolka will present her study of debates within the research network AESToR.net, which she has conducted as participant observer. This rare and valuable opportunity to reflect on the role of visions and conflicting paradigms for academic knowledge production shall stimulate the discussion about blind spots, but also about opportunities to sharpen arguments and develop the approach further. In response to this presentation, Alexandra Grieser will discuss existing debates on the critique of the body/mind dichotomy, and proposals to bridge natural and cultural scientific knowledge in order to identify conceptual candidates for the theorisation of religion in a connective framework. The overall focus of the panel is that of the conference: how different approaches may contribute to a conceptualisation of religion that keeps up with an appropriate theory of knowledge for the Cultural Study of Religion. We hope for a lively debate opened up by a short response by Arianna Borrelli.

Presentations:

  • The Bloomsbury Handbook of Cognitive and Cultural Aesthetics of Religion (2019) (Anne Koch & Katharina Wilkens)
  • A Science Studies Perspective on the Aesthetics of Religion: When Conflicting Visions Fuel Controversy and Epistemic Tensions (Mareike Smolka)
  • Connecting Knowledge: Aspects of an Aesthetic Theory of Religion (Alexandra Grieser)
  • Response: Arianna Borrelli